Do., 19. Sept.
|Literaturzelt am Bebelplatz
Literaturzelt am Bebelplatz: Jüdische Aufklärung Moses Mendelsohn und Max Horkheimer
Yael Kupferberg: Zum Bilderverbot: Studien zum Judentum im späten Werk Max Horkheimers (Wallstein Verlag) Natan Sznaider: Die jüdische Wunde. Leben zwischen Anpassung und Autonomie (Hanser Verlag) Moderation: Thorsten Jantschek
Zeit & Ort
19. Sept. 2024, 18:00 – 19:30
Literaturzelt am Bebelplatz, Bebelplatz, 10117 Berlin, Deutschland
Über die Veranstaltung
Aus Anlass des 300. Geburtstages von Immanuel Kant widmen die Jüdischen Kulturtage Berlin einen Abend der Aufklärung und der Haskala, der Jüdischen Aufklärung.
Die von Moses Mendelssohn im 18. Jahrhundert maßgeblich geprägte Haskala hatte zum Ziel, die jüdische Gemeinschaft zu modernisieren. Der Philosoph betonte die Bedeutung von Religion und Vernunft als Mittel, um bürgerliche Rechte und Gleichheit für alle Menschen zu erreichen – einschließlich der seit Jahrhunderten unterdrückten Juden. Sein Freund Gotthold Ephraim Lessing setzte ihm mit dem Drama „Nathan der Weise“ ein literarisches Denkmal. Mendelssohn und Kant beeinflussten entscheidend die deutsche Aufklärung. Sie schätzten einander und setzten sich kritisch mit den Ideen des jeweils anderen auseinander. Bis Anfang der 1780er Jahre war Mendelssohn erfolgreicher: Er gewann 1764 den ersten Preis der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1767 war sein Werk „Phädon“ ein großer Erfolg. Kants „Kritik der reinen Vernunft“ führte erst 1781 zu intensiven Debatten, insbesondere über die Gottesbeweise. Mendelssohn antwortete darauf 1785 mit den „Morgenstunden“. Nach Mendelssohns Tod 1786 dominierte Kants Philosophie die intellektuelle Landschaft.
Max Horkheimer, ein Hauptvertreter der Kritischen Theorie, hat in seinen philosophischen Arbeiten über die Paradigmen der Aufklärung nachgedacht und darin Kants Idealismus sowie seine eigene jüdische Erfahrung aufgenommen. In seinem Spätwerk verband er seine Gesellschaftskritik mit seinem jüdischen Erbe und legte damit eine philosophische Reflexion zum Antisemitismus vor. Diese zeigt: Antisemitismus ist Bestand der Gesellschaft, der Kultur und des Individuums. Das Bilderverbot hingegen galt ihm als das jüdische Paradigma, das eine Kritikfähigkeit und Transzendenz zulasse und damit die Hoffnung, die „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ auch nach 1945 bewahre – und damit auch das Judentum.
Der Abend bietet die Gelegenheit, sich mit den historischen Wurzeln und aktuellen Fragen der Aufklärung auseinanderzusetzen und vermittelt wertvolle Denkanstöße. Die Werke und Gedanken von Denkern wie Mendelssohn, Kant und Horkheimer zeigen die zeitlose Relevanz der philosophischen und kulturellen Ideen der Aufklärung und Haskala auf.
Yael Kupferberg ist Literaturwissenschaftlerin am Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin und am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Berlin. Sie publiziert zur deutsch-jüdischen Geistes-, Literatur- und Beziehungsgeschichte, zur jüdischen Philosophie und zur Antisemitismustheorie.
Natan Sznaider ist emeritierter Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv. Jüngere Publika-tionen: „Neuer Antisemitismus? Fortsetzung einer globalen Debatte" (2019) und „Politik des Mitgefühls. Die Vermarktung der Gefühle in der Demokratie" (2021), „Fluchtpunkte der Erinnerung (2022) und „Israel. Eine Korrespondenz“ (mit Navid Kermani 2023).
Thorsten Jantschek war nach seinem Philosophie-Studium Kulturredakteur beim NDR und leitete dann bei Radio Bremen die Redaktion Religion und Gesellschaft. Zudem war er Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Universität Bremen. Seit 2013 leitete er die Abteilung Aktuelle Kultur und Politik beim Deutschlandfunk Kultur. Seit 2023 ist er für die Sendereihe „Essay und Diskurs“ beim Deutschlandradio verantwortlich. Das Format läuft unter dem Motto „Freie Meinung, kluge Gedanken“ und behandelt aktuelle gesellschaftliche Fragen.
Einlass: 17:30 Uhr
Beginn: 18:00 Uhr
Tickets: 8,00 €
Ermäßigt: 5,00 €
Eintritt bis 17 Jahre kostenfrei
Karten gibt es über www.eventim.de
Ermäßigungen (Nachweis erforderlich):
Studenten, Azubis, Begleitung für Schwerbehinderte 100%.
Bitte beachten Sie:
Auf dieser Veranstaltung werden Foto- und Videoaufnahmen erstellt.
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